Möglichkeiten schaffen Investorenforum Bauen und Wohnen

Wohnraum und Bauland für alle Ziel- und Nachfragegruppen sind zentrale Ziele der ILE Donau-Isar. Die Kommunen alleine können dafür einige Weichen stellen, selbst aber nur beschränkt Wohnraum schaffen. Deswegen haben sie beim ersten Investorenforum Bauen und Wohnen am 16. Mai 2019 Vertreter der Bau- und Immobilienwirtschaft, von Banken und Verwaltungen miteinander vernetzt.

Rund 40 Vertreter der eingeladenen Zielgruppen sind dazu im Alten Rathaus der Stadt Deggendorf zusammengekommen. Mit Blick auf den sparsamen Umgang mit der knappen Ressource Boden legte die ILE bei der Veranstaltung den Schwerpunkt auf die Innenentwicklung der Städte und Gemeinden. Leerstände und Brachflächen sollen aktiviert, Baulücken geschlossen werden.

Dass sich dafür in den ILE-Kommunen reichlich Optionen bieten, verdeutlichte Gunter Schramm vom Büro PLANWERK als Vertreter der Umsetzungsbegleitung der ILE. Seine Flächenanalyse ergab unter anderem 155 leerstehende Wohngebäude, 431 Baulücken mit über 50 Hektar Fläche sowie zusätzlich 35 leerstehende Hofstellen mit rund 16 Hektar Fläche in der ILE-Region. „Selbst in einer prosperierenden Region kann der Immobilienmarkt nicht alle Flächen aufsaugen“, erläuterte Schramm. Er stellte eine Wohnungsmarktanalyse für die Region vor. Im Kern fehlen kleinere Wohneinheiten für junge Haushaltsgründer und für Senioren. Demographische Faktoren und gesellschaftliche Trends lassen in Zukunft besonders die Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte weiter wachsen. Die Wohnungsgrößen und -nutzungen in den Bestandsimmobilien bilden diese Entwicklung noch nicht ab.

Johanna Stoewer und Andreas Reichel vom Sachgebiet Wohnungswesen der Regierung von Niederbayern zeigten die umfangreichen Fördermöglichkeiten von Wohnungsbau und -sanierung im Rahmen des Wohnungspakt Bayern auf. Die Programme fördern öffentliche wie private Investitionen, was die Zuhörer besonders interessiert verfolgten. Ziel der Programme ist es, bezahlbaren Wohnraum für möglichst viele Mietergruppen zu schaffen. Die Fördergrundlagen sind dabei mittlerweile so breit ausgestaltet, dass rund 60 Prozent der Haushalte in Bayern in diesen Rahmen passen, so Stoewer. Wichtig sei auch, dass der Vermieter in diesem Rahmen völlig frei in der Wahl seiner Mieter sei. Die Programme geben einmalige Zuschüsse, zinsverbilligte Darlehen mit sehr langer Laufzeit und beinhalten umfangreiche Projektberatung durch die Vertreter der Regierung. Über die Kommunen können zusätzlich Konzepte und Wettbewerbe zur Projektvorbereitung gefördert werden, was interessante Kooperationsansätze zwischen Gemeinden und Privatinvestoren eröffnet. In den Städten Deggendorf und Plattling stehen in diesem Zusammenhang gebietsweise auch Planungsinstrumente und Fördergelder der Städtebauförderung zur Verfügung.

„Alter Hof - Neues Leben“ war der Vortrag von Richard Seis betitelt, der sein Projekt „Denk-Mal-Hof“ aus dem Landkreis Dingolfing-Landau vorstellte. Im kleinen Dorf Niederhausen wurde hier ein alter, schon fast verfallener Vierseithof zum Mehrgenerationenhaus. Vielfältig sind auch die Mieter von jungen Familien über Freiberufler bis hin zu Senioren aus dem Raum München, die hier ein wohnökologisch hochwertiges Umfeld mit eigener Kinderbetreuung und anderen Serviceleistungen finden. Die Nachfrage ist hoch, weshalb schon weitere Objekte ähnlich entwickelt werden, so Seis. Auch auf kleinen Dörfern mit nicht gerade zentraler Lage sei damit eine Vielfalt an Angeboten und damit Neubelebungspotenzialen wirtschaftlich und marktfähig.

Auch in Otzing findet sich mit dem alten Bahnhofsgebäude ein Objekt, das aktuell für eine unerwartete Zielgruppe wiederbelebt wird. Bürgermeister Johannes Schmid berichtete im Interview mit Dr. Wolfgang Fruhmann von der ILE-Umsetzungsbegleitung von dem hohen Bedarf an Wohnraum für Fachkräfte lokaler Firmen. Deren Mitarbeiter kämen zunehmend aus dem ganzen EU-Raum und der Erfolg der Mitarbeitergewinnung hänge für die Firmen zunehmend von der Beschaffung einer Wohnung ab. Entsprechend werden hier schon einige Firmen selber als Bauherren tätig, quasi Werkswohnungsbau 2.0.

Bürgermeister Schmid betonte auch die Notwendigkeit, Angebote für unterschiedlichste Bedarfe zu haben und die Vorteile der Stadt-Stadtumlandkonstellation mit Augenmaß zu nutzen. So werde es immer auch Nachfrage nach bezahlbarem Einfamilienhausbauland geben ebenso wie nach modernen Mietwohnungen auch auf dem Land. Unmittelbar im Kirchenumfeld entsteht in Otzing ein kleines Projekt auf einer bisher mindergenutzten Parzelle. Dafür ist es sinnvoll fallweise auch alte Bausubstanz ohne besondere Eigenschaften durch Neues zu ersetzen.

Am Beispiel Aholming stellte Bürgermeister Martin Betzinger ein gelungenes Beispiel für den Zusammenhang zwischen Innenentwicklung und Nahversorgung vor. Die Gemeinde bietet noch den nicht mehr alltägliche Mix aus Bäcker, Metzger, kleineren Geschäften und Gasthaus. Fußläufig zur Ortsmitte konnten Baulücken erschlossen werden, um auch innerorts Siedlungsgebiete zu entwickeln. Auch in solchen Projekten bieten sich Investoren gute Chancen.

Stephansposching ist bezogen auf die ILE am nächsten zu Deggendorf und Plattling gelegen und verkehrstechnisch am besten angebunden. Entsprechend im Fokus des Immobiliengeschehens liegen Hauptort und Ortsteile wie Freundorf oder Michaelsbuch, wie Bürgermeisterin Jutta Staudinger bestätigte. Die Gemeinde kann mit Planungsinstrumenten wie der Dorferneuerung über das Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern den öffentlichen Raum attraktiv gestalten, Infrastrukturen wie den Kindergarten modernisieren und zugleich Eigentümer und Investoren mit Fördergeldern unterstützen.

Als Vorsitzende der ILE Donau-Isar betont Staudinger aber auch die ortsverträgliche Entwicklung. Nicht jeder Entwicklungsdruck kann im Umland der Städte aufgefangen werden. Gewachsene Strukturen sind zu berücksichtigen und Projekte müssen zum Umfeld passen. Die ILE und die Partnerkommunen stehen aber bereit, die bestehenden Potenziale gemeinsam mit der Immobilienwirtschaft zu nutzen, um die Region zukunftsfähig und lebenswert weiterzuentwickeln. Das Investorenforum ist dazu als erster proaktiver Schritt gedacht und soll Basis eines weiteren Austausches sein.